Eis, Frost und Schnee – eine harte Zeit für alle
Tagelang war alles gefroren – ja tiefgefroren. Und eigentlich könnte man gerade in dieser Zeit, zumal bei strahlender Sonne, ein paar Löcher spielen. Doch der Platz ist gesperrt: mal die ersten neun Löcher, mal alle 18 und dann auch die Drivingrange. Schön wäre es, in diesen Zeiten in Südspanien zu sein
Wie geht’s den Halmen?
Bei nächtlichen Temperaturen zwischen minus zehn und bis zu minus fünf Grad tagsüber leidet nicht nur der Golfer und die Natur, sondern auch besonders die Technik, die diesen Sport erst ermöglicht.
Geht man bei Frost ohne Schnee ein paar Bahnen, so brechen die Wurzeln und Halme, das Grün stirbt ab. Die Gärtner unter den Mitgliedern wissen: Rasenwachstum beginnt ab 5 Grad konstant für ein paar Wochen, jedoch erst langsam. Leider hinterlassen bei Frost jedoch Tritt- und Fahrspuren lange sichtbare Narben im Rasen, die sich nur langsam regenerieren. Gestresste oder geschädigte Pflanzen unterliegen später im Jahr einem höheren Krankheitsdruck. Jetzt nimmt die Gefahr der Bodenverdichtung stark zu. Später müssen dann alle Winterschäden mit erhöhtem Arbeitsaufwand und den Kosten für Regenerationsmaßnahmen ausgeglichen werden.
Läge eine geschlossene Schneedecke auf dem Rasen, schützte er zwar das Grün. Dennoch: Mit Schnee bedeckte Rasenflächen sollten generell nicht betreten werden, da der Schnee so zusammengepresst wird und Schäden wie Bodenverdichtungen und Krankheiten entstehen können. Ausschlaggebend sind hierbei die Schneehöhe und Schneekonsistenz. Bei einer geringen Schneeauflage (weniger als ca. 10 cm Höhe) wird die Druckbelastung unmittelbar auf die Gräser bzw. den Boden weitergegeben. Eine verdichtete Schneedecke behindert den Gasaustausch von Boden bzw. Pflanze mit der Atmosphäre, die Gräser können ersticken. Das Ausmaß der Sanierung nach jedem Winter ist für alle Mitglieder vorstellbar.
Taut es, nach strengem Frost, bilden sich Pfützen und schlammige Bereiche. Kräftig geschlagene Bälle versinken einfach für immer im Boden.
Wir haben es in den vergangenen Wochen erlebt: Die Ballausgabe an der Drivingrange friert ein, bestenfalls fallen ein paar gefrorene Bälle in den Korb, die an der Luft umgehend zu einem Klumpen zusammen frieren, bis die Ballausgabe den Betrieb ganz einstellt. Die Ballsammelroboter stellen ab Minusgraden ebenfalls ihren Betrieb ein. Bälle müssten spätestens dann per Hand eingesammelt werden. Das kostet Manpower, Zeit und damit ein Vielfaches an Geld, während die Ausgabe in diesen Monaten durchschnittlich kaum mehr als 10 bis 20 Euro täglich einnimmt. Die Bälle mit schwerem Gerät einzusammeln, ist bei Frost keine Alternativlösung, die Bahn währe schnell ruiniert. Der zerstörte Rasen müsste im Frühjahr neu eingesät werden.
Sind die Rangebälle tiefgefroren, verschleißen sie zudem schneller und platzen leicht. Sie sind hart, schwer und fliegen mehr schlecht als recht. Hart wie sie sind, treffen sie auf tiefgefrorene Pflanzen und Bäume, die in diesem Zustand leicht brechen und noch größeren Schaden nehmen.
Das Ballbiotop
Auch in diesem Winter wurden die Rangebälle gegen die übrig gebliebenen aus dem Jahr 2022 ausgetauscht. Gegen Ostern werden sie gegen neue Bälle ausgewechselt. Zwölf Tausend Bälle pro Saison; gegen Ende sind es noch knapp sieben Tausend. 5 bis 10 % der fehlenden Bälle versinken in der Erde, werden nie wieder gefunden oder beim Mähen zerhackt. Doch wo, fragt man sich, könnten die übrigen ca. 3 bis 4 Tausend Rangebälle verblieben sein.
Allein aus dem Teich an der Bahn 4 fischen unsere Greenkeeper pro Jahr zehntausend Bälle. Knapp die Hälfte davon sind Clubbälle von der Drivingrange. Es muss sehr viele Spieler unter uns geben, die ohne viel Aufhebens um ihre Kraft enorm präzise Schläge direkt in den Teich dahinter zu platzieren in der Lage sind!
Ein engmaschiges Netz über den Teich an der 4 Bahn hielte kaum ein paar Wochen. Das Laub der nahen Eiche und weiterer Bäume sowie ein paar Tausend Bälle würden es umgehend zerstören. Also muss auch weiterhin jährlich Biomasse und PVC-Ball-Masse entfernt werden.
Tierisches Leben auf dem Platz
Übrigens gibt es auch Tiere in unseren Teichen: Krebse und Muscheln an Bahn 8; in Teich 10 ziehen Karpfen ihre Kreise und viele kleinere Fische fühlen sich in den anderen Teichen sehr wohl. Sie kommen mit dem Frost gut zurecht. Mit zwischen 1,20 und 3 Metern Tiefe ist das Wasser sauerstoffreich genug und der Frost geht selten tiefer als bis zu 60 cm.
Unsere insgesamt acht Greenkeeper des Golfklubs Braunschweig können im Winter wenig Grünpflege leisten. Sie nutzen die Zeit um Maschinen und Hallen zu warten, Messer zu schleifen und Holzarbeiten zu beenden.
In dieser Zeit graben sich die Klub-Maulwürfe und Wühlmäuse tiefer in das Erdreich, um ab 0 Grad Celsius umgehend gestärkt aufzutauchen und ihrer Bodenlockerungsaufgabe wieder nachzugehen. Täglich werden diese Hügel anschließend zeitnah per Hand abgepustet und entstandene Löcher und Kanäle geglättet.
Auf Bahn 6 haben sich inzwischen die Füchse weit in ihr Höhlensystem zurückgezogen.
Die Gänse von Bahn 10 und 11 sowie der Fischreiher von Teich 4 sind in derweil vermutlich in Spanien. Beneidenswert!
KKN/ Januar 2024