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Es grünt - aber nicht von alleine

Fliesenleger oder Gärtner
Die meisten Gartenbesitzer haben sich schon mal mit ihrem Gärtner unterhalten oder einen Landschaftsarchitekten getroffen. Als unlängst auf unserem Hof die Gärtnertruppe anrückte, um einen Baum zu pflanzen, Rasen zu verlegen und andere leider nicht sonderlich renaturierende Maßnahmen durchzuführen, wurde auch die Pflasterung erweitert. Ich war überrascht, wie exakt die Steine gesetzt wurden, Kantenbegrenzungen filigran zurechtgehämmert wurden und ein Grabstein aufgestellt wurde, der später als Wallbox genutzt werden soll. 

Ich habe den Chef der Truppe erstmal für seine fachkundige Arbeit gelobt (sonst bekommt man aus Männern ja nie was raus). Der winkte lässig ab und erklärte, er sei „ja schließlich gelernter Fliesenleger“. Aha! 

Weitere Umfragen in der Truppe ergaben einen abgebrochenen Kochlehrling und einen der garnix gelernt hatte. Jetzt erklärt sich mir endlich, warum mein Rasen nach deren Behandlung aussieht, wie eine Mischung aus norwegischer Mooslandschaft und afrikanischer Savanne. Wohl der Frau, die entweder einen Koch oder einen Greenkeeper geheiratet hat.

Greenkeepen
Im Braunschweiger Golfklub arbeitet ein ausgebildetes Team, das unter einem Headkeeper aus sechs Festangestellten und zwei festen Freien besteht. Letztere kommen als Kooperationsmitarbeiter seit Jahren von den Neuerkeröder Werkstätten. Die Ausbildung für Laien zur sorgfältigen und nachhaltigen Platzarbeit dauert mindestens ein halbes Jahr, bestätigt der Chefgreenkeeper Mnich. Also keine Chance für Mitgliederkinder mal ein Praktikum auf einem Trecker zu machen. 

Unter der Leitung von Joachim Mnich (seit 2013) arbeiten alle teilweise seit 1991 (Frank Dornstray) ohne nennenswerte Fluktuation bei uns; es herrscht ein gutes Betriebsklima. Und das bei ungewöhnlichen Arbeitszeiten: so haben sie im Sommer keine freien Wochenenden, können keine Brückentage nehmen. Zu Turnierzeiten arbeiten sie nicht, um den Spielbetrieb nicht zu stören. Ihre Verträge sehen 40 Wochenstunden vor (174 Stunden im Monat für Jeden), die oft deutlich mehr werden, abzubummeln im Winter. 

Joachim teilt die Arbeiten ein: einer mäht die Fairways, einer kümmert sich um die Bunker, es folgt die Aerifizierung der Greens, es wird gedüngt, gemäht und gesandet. Das Team ist jung und fit; im Durschnitt 35 Jahre alt. Im Winter arbeiten sie von 7h bis 15.30h im Sommer von 6h bis 14.30h um uns Golfer nicht zu stören. Vor dem Krankenhausgelände darf ganzjährig nicht vor 7h und vor den Wohnhäusern (Bahn 7, 8 und 9) nicht vor 9.30h mit der Arbeit begonnen werden.

Hinzu kommt die Schreibtischarbeit: Lieferanten beauftragen, die Maschinenparkwartung, Bestellungen, Lieferungen überprüfen, Arbeiten zuteilen und zeitlich planen, Rechner für die Beregnung im Sommer vorbereiten und die Personalplanung. Dafür gibt es im Greenkeeper Hof unten am Parkplatz ein Büro und Aufenthaltsräume. 

Joachim Mnich ist staatlich geprüfter Greenkeeper. Er fing in Kissenbrück im Rittergut Hedwigsburg an und absolvierte seinen Lehrgang in Kempen, NRW. Neben dieser Ausbildungsstätte für Sportplatzwarte gibt es eine weitere in Kempen. Es sind die einzigen zwei Ausbildungszentren für den deutschsprachigen Raum; Schweizer, Österreicher, Holländer und Belgier lassen sich dort den finalen Schliff geben und machen entsprechende Prüfungen in Landschafts- und Gartenbau, Grünpflege und Pflanzenschutz, Schädlingsbekämpfung, Rasenkunde und Bodenbeschaffenheit.

Die Zusatzausbildung umfasst zehn Lehrgangswochen, verteilt über 2 Jahre, nach Schwierigkeitsgrad nach A, B und C aufgeteilt und endet jeweils mit einer Prüfung, die bestanden werden muss. Dazu gehören Theorie und Praxis auf einem Golfplatz (praktische Prüfung im Bunker bauen und aerifizieren), die von je zwei Prüfern abgenommen werden. Je ein offiziell Städtischer und ein Prüfer des Lehrinstitutes Deula. Dann folgen Pflanzen- und Tierkunde, Chemie, ein Kettensägenschein, Maschinentechnik, Schleiftechniken und Baumarbeiten. Die Dozenten kommen von der Uni Hohenheim; jeder Tag hat seine 8 Stunden Lernzeit. Zu guter Letzt folgen mündliche, praktische und schriftliche Abschlussarbeiten und Prüfungen in der Anlage eines Golfplatzes, von Biotopen und Bunker.

Um staatlich geprüfter Headgreenkeeper zu werden, steht ein Bachelorabschluss in Verwaltung, Personalführung und Budgetplanung mit Abschlussarbeit für Joachim noch aus.

Übrigens hat Joachim Mnich nicht nur ein Handicap von 20 sondern nennt auch einen 400 qm Golfrasen in seinem Garten sein Eigen. Am frühen Abend kommt er zu seinen zwei kleinen Kindern nach Hause und hat Ende Februar seinen Rasen bereits drei Mal in der Woche gemäht und einmal gedüngt. 

Ich habe einen Koch, was wunderbar ist, aber im Garten nichts bringt.  Gut für ein selbstbestimmtes Leben sind auch ein Arzt und ein Anwalt in der Verwandtschaft. Fliesenleger braucht Frau eher selten.

Grüne Etikette – mehr Rücksicht bitte!
Um es gleich mal vorweg festzustellen: langjährige erfahrene Golfer (egal welchen Handicaps) haben innerhalb ihrer Golf-Zulassungsprüfung noch Etikette gelernt. Sie wissen: der Greenkeeper hat Vorfahrt.  Diese goldene Regel der Rücksichtnahme wird von den jüngeren Spielern oft nicht sonderlich ernst genommen. Es scheint aus Sicht der Greenkeeper, die auf ihren Treckern ihre Bahnen ziehen, ein neuer Sport zu sein, sobald sie wenden und dem Golfer den Rücken zudrehen, einfach abzuschlagen. „Er sieht mich nicht, dann schlage ich schnell“.

Viele Bälle landen direkt vor dem Mäher, der diese dann vor sich herschiebt oder gleich zerhackt. Schlimmer noch: sie landen auf Knien oder dem Rücken der Fahrer (nicht alle sind in einem Drahtkäfig unterwegs), die dann wochenlang gesundheitlich zu kämpfen haben. Bedrohlich wie eine Autopanne am Rand der Autobahn ist auch die ungeschützte Arbeit am und im Bunker. Mit Recht bitten die Greenkeeper in diesem Fall auf einen Abschlag zu verzichten. Wer ist denn schon sicher, dass sein Ball eben nicht genau dorthin abdriftet. Hinzu kommt, dass manche Greenkeeper wegen des Lärmes Mickymäuse (Lärmschutz) tragen. Sie könne Zurufe nicht hören! 

Ein Lob auf die „Alte Schule“

Korrekt und sicherer ist es, nur dann abzuschlagen, wenn der Greenkeeper den Schlag und Ballverlauf mitverfolgen kann. Noch besser: den Ball aufnehmen und dem Grünpfleger entgegen gehen und erst auf dessen Höhe zu schlagen. Auch nett ist die Verständigung mit Hilfe von Handzeichen und Augenkontakt. Immerhin dauert das Abmähen von Grüns im Durchschnitt meist nicht länger als ein paar Minuten.

Kommt es doch mal zu einem Zusammenstoß, so ist eine persönliche Entschuldigung sicher das mindeste, was zu leisten ist.

KKN, März 2024 

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