Gedanken im Nachgang zur Mitgliederversammlung

Eigentlich wollte ich mich raushalten. Ein Präsident a.D. sollte wohlwollend den Klub begleiten und die jetzt Aktiven machen lassen. Aber bei grundlegenden Fragestellungen fällt es mir schwer, den Mund zu halten. Vielleicht kann ich mit meinen Gedanken zu einer Diskussionskultur mit dem Ziel der Gemeinsamkeit beitragen.

Zur Vergangenheit
Im Anschluss zur Mitgliederversammlung standen Harti – Dr. Hartmut Weiss – und ich am Tresen der Klubgastronomie und kamen bei der Rückschau auf die gerade beendete Versammlung auf unseren Golffreund Dr. Klaus Tesch zu sprechen. Harti fragte, ob ich wisse, wie lange Klaus im Klubmitglied gewesen sei. Wusste ich natürlich nicht. Bereits als Jugendlicher begann er hier als Caddy, ein Urgestein des Golf-Klubs. Auf mein Staunen ergänzte Harti, auch er sei einer der vielen langjährigen Mitglieder im Klub, kenne sich aus und könne vieles über die Entwicklung des Klubs erzählen. Und dann: Jochen weißt du, so gut wie jetzt war´s im Klub bisher noch nie. Der Platz bereits im April in einem bemerkenswerten Zustand und dann noch die bereits begonnen positiven Entwicklungen wie Bahn 4, Baumpflanzungen, Abschlagerneuerung. Ein Klubhaus, das auch besonderen Ansprüchen gerecht wird (vielleicht hat er dies auch nur meinetwegen erwähnt) und wirklich intakte Finanzverhältnisse. Du weiß ja nicht, welche Anstrengungen bei 300 und dann bei 600 Mitgliedern erforderlich waren. Eigentlich könnten doch alle gelassen sein und dieses Juwel genießen.

Zur Jetzt-Zeit
Ja, da hat der jetzige Vorstand, wie auch alle bereits vorher agierende Vorstände, nicht viel falsch gemacht. Und mir fiel ein, dass bei den langen und teilweisen kontroversen Diskussionen ein richtiges Dankeschön für unsere ehrenamtlich tätigen Vorstände vergessen wurde und hätte wirklich ausgesprochen werden müssen. Ich selber kann gut beurteilen, wie umfangreich, wie zeitaufwendig und wie nervenaufreibend die Tätigkeiten sind. Eine Entlastung als Danke reicht nicht aus, ich möchte meinen Dank hier öffentlich nachholen.

Zur Zukunft
Was mich etwas nachdenklich stimmte, war die doch sehr heftige Diskussion zum Thema Sport. Ich glaube, da haben wir bezüglich unserer Tradition im Golfsport und unseren Werten zum Sport nicht ausreichend vermittelt. Das Thema Gemeinnützigkeit nur an der Begrenzung der möglichen Höhe des Mitgliedsbeitrages zu messen, kann nicht ausreichen. Wir müssen uns fragen, ob unser Engagement im Sport umfangreich genug ist, um als gemeinnütziger Sportverein gelten zu können.  Sport dient insbesondere der körperlichen Ertüchtigung und fördert sportliche Fertigkeiten, die nur durch Training zu erreichen sind. Dies mündet in Leistungs- und Wettkampfsport und muss Ziel eines auf Gemeinnützigkeit ausgerichteten Golf-Klubs sein. Den Sport als bloße Freizeitgestaltung aufzufassen, wie es manchem Mitglied vorschwebt, ist nicht gemeinnützig. Wer an dieser Stelle den wahren Hintergrund der Diskussion nicht versteht, muss bedenken, dass mit Verlust der Gemeinnützigkeit der Klub in allen seinen wirtschaftlichen Tätigkeiten mehrwertsteuerpflichtig wird. Neben dieser sehr gravierenden finanziellen Mehrbelastung des Klubhaushaltes gibt es natürlich auch noch viele weitere Aspekte die dann berücksichtigt werden müssen.

Ich wollte aber den Blick weg von einer ausschließlich materiellen Betrachtung lenken und das Ideelle hervorheben. Neben der häufig geführten Diskussion über Etikette im Golf-Sport, auf dem Platz und im Klubhaus, ein Thema bei jeder Platzreifeschulung, müssen wir auch mit allen Mitgliedern und hier besonders  auch mit allen neuen Mitgliedern über unsere sportlichen Traditionen, über unsere sportlichen Ziele, Vorstellungen und Möglichkeiten, über unsere Werte im Golf-Klub Braunschweig sprechen. Mit diesen müssten sich eigentlich alle Mitglieder identifizieren. Ich glaube, eine Gemeinsamkeit in diesen Zielen, in diesen Denkweisen, kann ein sehr gutes Bindemittel für eine starke Gemeinschaft, für einen attraktiven Klub sein.

Prof. Dr. Jochen Scheuermann